Die Selbstverpflichtung von STEAG aus dem Jahr 2023, bis Mitte 2026 aus der Kohleverstromung auszusteigen, ist durch den Verkauf des Unternehmens an einen Private-Equity-Investor in Frage gestellt worden.
Der Käufer hat sich nicht ausdrücklich verpflichtet, den Kohleausstiegsplan von STEAG einzuhalten, was dazu führen könnte, dass der Energieversorger über 2030 hinaus Kohle verfeuert.
Die IEEFA fordert eine Neubewertung des Verkaufsprozesses der STEAG oder zumindest einen verantwortungsvolleren Verkauf an einen Käufer, der sich verpflichtet, den Kohleausstiegsplan der STEAG umzusetzen.
Oktober 26 2023 (IEEFA) | Der angekündigte Verkauf von STEAG an einen Private-Equity-Investor birgt das Risiko, dass der staatliche deutsche Stromversorger seine neuen Nachhaltigkeitszusagen nicht einhält und seinen Steinkohleausstieg um bis zu acht Jahre hinauszögert.
Untersuchungen des Institute for Energy Economics and Financial Analysis (IEEFA) warnen davor, dass der neue Eigentümer die Lebensdauer der Kohlekraftwerke des Energieversorgers maximieren wird, bis jedes einzelne Kraftwerk zwangsweise stillgelegt wird, was möglicherweise erst im Jahr 2034 der Fall sein wird, anstatt das Ziel von STEAG einzuhalten, die Kohleverstromung in den deutschen Kraftwerken bis Mitte 2026 einzustellen.
Mit einer Kohleverstromung in Höhe von 4,1 Gigawatt (GW) ist STEAG der Stromversorger mit der zweithöchsten Umweltbelastung in Europa unter den 25 analysierten Unternehmen. Unter den jetzigen Umständen werden nach 2025 noch 1,2 GW und nach 2030 noch 0,75 GW an Kohlekraftwerken in Betrieb sein.
Die STEAG, die sich im Besitz der KSBG KG, einem Konsortium aus sechs deutschen Stadtwerken, befindet, kündigte letztes Jahr ihren bevorstehenden Verkauf an. Im August 2023, nur drei Monate nach der Veröffentlichung des Kohleausstiegsziels für das Jahr 2026, gab das in Madrid ansässige Unternehmen Asterion Industrial Partners bekannt, dass es einer Übernahme des Energieversorgers für rund 2,6 Milliarden Euro zugestimmt habe.
In seiner Pressemitteilung erklärte Asterion, dass es die Pläne der Bundesregierung zum Ausstieg aus der Kohle unterstützte, erwähnte aber nicht, ob es gedenkt, die Selbstverpflichtung von STEAG zum Kohleausstieg bis Mitte 2026 zu erfüllen.
Während Deutschland in Rekordtempo erneuerbare Energien ausbaut, läuft STEAG Gefahr, zu einem Nachzügler in Sachen Klimaschutz zu werden, der zum finanziellen Vorteil seines neuen privaten Eigentümers weiter Kohle verbrennt“, so Jonathan Bruegel, Mitverfasser des Berichts und IEEFA-Analyst für den Energiesektor.
Auch wenn die derzeitigen Stadtwerke-Eigentümer von STEAG ihre verschmutzenden Kapitalanlagen loswerden wollen, sollten sie sich darüber im Klaren sein, dass der aktuelle Verkauf die Nachhaltigkeitsversprechen des Unternehmens zunichte machen könnte.“
Der Bericht, der ein Update einer früheren IEEFA-Studie (veröffentlicht am 1. Juni 2023) darstellt, fordert, dass der Verkauf von STEAG verschoben wird, bis für alle Kohlekraftwerke ein verbindlicher spätester Stilllegungstermin feststeht. Dies würde es der KSBG ermöglichen, den Kohleausstieg des Energieversorgers zu sichern, anstatt die Verantwortung an einen privaten Eigentümer zu übergeben, der auf Gewinnmaximierung bedacht ist.
Eine Alternative wäre, das Unternehmen unter der Bedingung zu verkaufen, dass sich der Käufer öffentlich verpflichtet, die Zusagen von STEAG zum Kohleausstieg umzusetzen.
Lesen Sie den Bericht: https://ieefa.org/resources/ungewisse-und-zogerliche-dekarbonisierungsstrategie-der-steag
Über IEEFA
Das Institute for Energy Economics and Financial Analysis (IEEFA) untersucht Fragen im Zusammenhang mit Energiemärkten, Trends und Politik. Die Mission des Instituts besteht darin, den Übergang zu einer vielfältigen, nachhaltigen und rentablen Energiewirtschaft zu beschleunigen. www.ieefa.org
Pressekontakt
Sofia Russi | [email protected]